Paludikultur
Projektbeschreibung
„Paludikultur“ von palus = Sumpf, bezeichnet die (land)wirtschaftliche Nutzung degradierter Moore. Ziel des Forschungsprojektes ist, die CO2-Emission aus trockengelegten Mooren durch Wiedervernässung zu unterbinden und den Aufwuchs dieser Flächen einer energetischen oder stofflichen Nutzung zuzuführen. Paludikultur ist allerdings keine Landschaftspflege, sondern eine spezielle, auf Nachhaltigkeit zielende Form der Landwirtschaft auf speziellen Standorten. Das Projekt untersucht Potenziale, Erntetechnik und Rentabilität sowie rechtliche, ökonomische und soziale Rahmenbedingungen. Auch Ökosystemdienstleistungen und Auswirkungen auf das Klima und die Artenvielfalt sind Gegenstand der Betrachtung. Pilotprojekte in Weißrussland, Indonesien und China lassen die Anwendbarkeit der Paludikultur in anderen Klimazonen erproben.
In der Erprobung befindet sich die Paludiraupe. Das Mahd- und Zugfahrzeug, ist eine umgebaute Pistenraupe, die auf nassen Böden problemlos eingesetzt werden kann. Die Laufketten wurden eigens an die Ansprüche der organischen Böden angepasst. Derzeit mäht die Paludiraupe Schilfflächen im Peene Tal. Mahdzeitpunkt und –häufigkeit richten sich nach den Erfordernissen des Naturschutzes, da große Flächen im Peene Tal als Naturpark, Naturschutzgebiet oder als Vogelschutzgebiet ausgewiesen sind. Derzeit beschränkt sich der Versuch auf Schilfgebiete, geplant ist auch die Verwertung von Rohrkolben und einigen Süßgräsern. Das gehäckselte Mahdgut wird am Rand der Flächen zwischengelagert und je nach Art des Abraums gesammelt abtransportiert (z.B. in Big Packs).
Zwei Verwertungswege sind in der Erprobung:
- Energetische Verwendung: Nutzung von Schilf-Grünschnitt in Biogasanlagen; Nutzung von Winterschnitt-Schilf als Briketts oder Pellets für Kleinfeuerungsanlagen
- stoffliche Verwertung von Schilf und Rohrkolben: Herstellung von Dämm-Material zur Energie-Optimierung von Bauwerken (Matten, Platten, Einblas- und Schütt-Dämmungen)
Paludikultur ist als nasse Nutzung degradierter Moore klima- und umweltentlastend, erzeugt nachwachsende Rohstoffe ohne Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion und schafft Einkommensalternativen für strukturschwache Räume.
Publikationen:
Paludikultur: standortgerechte Bewirtschaftung wiedervernässter Moore (Paludiculture - site adapted management of rewetted peatlands). (Wichtmann, Wichmann, 2011). Telma Beiheft 4: S.215-234. (Hrsg.: Deutsche Gesellschaft für Moor- und Torfkunde (DGMT) e. V.).
Festbrennstoffe aus Paludikultur - Produktivität und Verbrennungseignung von Halmgut aus nassen und wiedervernässten Mooren (C. Oehmke, Dr. W. Wichtmann). Beitrag zur Konferenz "Energetische Nutzung von Landschaftspflegematerial" 01./02. März 2011 in Berlin.
Kurzportrait
- Verwertete Biomasse:
- Schilf, geplant: Rohrkolben und verschiedene Süßgräserarten
- Projektgebiet:
- östliches Mecklenburg-Vorpommern, vorwiegend Flusstäler (Peene, Uecker, Randow, Trebel, Ryck)
- Kontakt:
- Dr. Ralf Scheibe, Tel: 03834 864539
- E-Mail:
- ralf.scheibe@uni‐greifswald.de
- Link:
- http://www.paludikultur.de
- Projektlaufzeit:
- September 2010-August 2013
- Gefördert von:
- BMBF, Schwerpunkt Forschung für nachhaltige Entwicklung
- Projektleitung:
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Institut für Botanik und
Landschaftsökologie
durch 14 Projektpartner aus den Bereichen Wissenschaft und Praxis begleitet